Prof. Dr. Andrew Ullmann

Vor-Ort-Apotheken: Die Bundesregierung verhandelt im Hinterzimmer unsere Versorgungszukunft!

Ich bin überrascht, dass die Kommission und die Bundesregierung wirklich seit einem Jahr verhandeln und sich neun Mal getroffen haben. Was wird da verhandelt? Die reine Klärung zur Vereinbarkeit mit EU-Recht kann es nicht mehr sein, für eine juristische Prüfung und entsprechende politische Einschätzung braucht man keine neun Kaffeerunden in einem Jahr. Ich fordere die Bundesregierung auf, endlich transparent zu arbeiten und die Diskussion ins Parlament zu verlagern.“ 

Evaluation der Effekte einer Vergütung des Botendienstes von Apotheken

Ullmann: „Mittlerweile ist ja durchgesickert, dass das Bundesgesundheitsministerium den Botendienst mit 2,50 € vergüten möchte. Auf welcher Berechnungsgrundlage wurde diese Entscheidung getroffen? Durch den mit 5€ vergüteten Botendienst während der Corona-Pandemie haben wir nahezu ideale Laborbedingungen für eine Evaluation, um tatsächliche Kosten und Wirkungen einer Vergütung zu untersuchen. Jens Spahn nutzt diese Chance bewusst nicht – ihm geht es nur um Symbolwirkungen und nicht um eine Verbesserung der Versorgung.“

Bundesregierung verpasst wichtige Chancen 

Ullmann: „Im Rahmen der Einführung von vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen muss die Apotheke zur wichtigen Anlaufstelle für den Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen werden. Dabei ersetzt sie nicht den Arzt oder sonstige Heilberufe, sondern ergänzt. Sie ist schon heute für die Patientinnen und Patienten oft die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Es ist deshalb absurd, dass digitale Gesundheitsanwendungen und pharmazeutische Dienstleistungen fast gleichzeitig eingeführt, aber nicht gemeinsam gedacht werden. Die Patientinnen und Patienten werden alleine gelassen und die digitalen Gesundheitsanwendungen können ihre Wirkung nicht zu 100 Prozent entfalten.“