Spahns Impfaktionismus immunisiert nicht
Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage “Masern – Impfschutz in Deutschland” erweckt in Prof. Dr. Andrew Ullmann, Obmann der FDP-Fraktion im Ausschuss für Gesundheit, den Eindruck, dass kein Masterplan zum Impfschutz vorhanden ist und die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Zudem wird das wirkliche Problem verkannt. Ullmann fordert deshalb niederschwellige Impfangebote, die sich an den Bürgerinnen und Bürgern orientieren und das Impfen so leicht wie möglich machen.
“Die Antwort der Bundesregierung zeigt eindeutig, dass Jens Spahn ein Masterplan zum Impfschutz fehlt. Seine Handlungen zum Impfschutz sind offenbar spontan und nicht mit der Bundesregierung abgesprochen, wie die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zeigt: Kein Wort von Spahns geplanter Impfpflicht. Kein Wort zu den geplanten Strafen für Impfverweigerer. Erschreckend finde ich allerdings noch viel mehr, dass die Antwort die wirklichen Probleme übersieht - oder schlimmer: bewusst ignoriert! Ursache für die geringe Durchimpfungsrate ist mitnichten eine vermehrte Skepsis gegenüber Impfungen. Der Anteil von Impfgegner ist in den letzten Jahren sogar gesunken. Vielmehr sind es die Vergesslichkeit und die Umständlichkeit von Impfungen, die die Bürgerinnen und Bürger aller Altersschichten vom Impfen abhält. Genau in diesem Bereich ist die Bundesregierung blank. Es fehlt der politische Hebel, um den steigenden Masernerkrankungen bei jungen Erwachsenen entgegenzuwirken. Übersehen werden auch die anderen auslöschbaren Krankheiten – wie Röteln, Mumps und HPV. Es ist ein Trauerspiel, dass nicht einmal deutschlandweit eine einheitliche Impfempfehlung durchgesetzt werden kann, obwohl eine bundeseigene Institution wie das Robert Koch-Institut dafür prädestiniert wäre. Aber offenbar reicht die Macht des Gesundheitsministeriums nicht bis ins CDU-regierte Sachsen, wo man einen impfpolitischen Sonderweg fährt.
Was getan werden muss, liegt für mich auf der Hand:
1) Wir brauchen eine vernünftige Debatte, in der die verschwindend geringe Anzahl an Impfgegner proportional repräsentiert wird und nicht aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.
2) Wir brauchen niederschwellige Impfangebote in Kitas und Schulen, aber auch für Erwachsene. Dazu muss der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) gestärkt und unterstützt werden.
3) Wir brauchen einen elektronischen Impfausweis. Aber dieser darf keine Beta-Lösung sein und auch kein Flop wie die Gesundheitskarte. Der Ausweis muss von Anfang an auf dem Stand der modernen Technik sein. Er muss automatische Erinnerungen senden und die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz nutzen, um eine hohe Benutzerfreundlichkeit zu haben. Es reicht keineswegs, ein Papierheft durch eine Plastikkarte zu ersetzen.”