Rehakliniken: Bis zu 70% Patientenrückgang
Der Rückgang der Patientenzahlen in Rehakliniken ist alarmierend. Den Rückgang von über 70% im April im Vergleich zum Vorjahr kann man sich noch durch die damalige Situation erklären. Viel erschreckender ist es, dass auch im Juni und im Juli die Patientenzahlen ca. 30% niedriger sind als noch im Vorjahr. Jede verschobene oder nicht angetretene Rehabilitationsmaßnahme geht zulasten der Gesundheit des Patienten und wird für ihn und für die Gesellschaft Langzeitfolgen haben.“
Prof. Ullmann weiter: „Es ist nicht nachzuvollziehen, dass die Reha-Maßnahmen als beendet erklärt werden, wenn der Patient aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus die Reha-Maßnahme abbricht. Die angesprochene Einzelfall-Prüfung wird dazu führen, dass viele Patienten die Reha-Maßnahmen nicht erneut aufnehmen und somit ihre Gesundheit nicht vollständig wiederherstellen können. Insbesondere für Patienten aus Risikogruppen brauchen wir klare einheitliche Vorgaben statt einer komplizierten Einzelfallprüfung.“
Nicole Westig (Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion) ergänzt zum Themengebiet Pflege: „Von Passau bis Flensburg herrschte schon vor der Pandemie ein akuter Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen, so dass Pflegende Angehörige oft die dringend benötigte Auszeit nicht nehmen konnten. Nicht benötigte Kapazitäten in Rehaeinrichtungen für die Kurzzeitpflege zur Verfügung zu stellen, war ein erster kleiner Schritt, um dieses Problem anzugehen. Mehr nicht, denn einerseits lässt sich die Reha nicht eins zu eins auf die Pflege übertragen und andererseits gibt es auch nicht flächendeckend Reha-Einrichtungen in Deutschland. Wenn wir pflegende Angehörige wirklich entlasten wollen, sollten wir aus der Pandemie lernen und die guten Ansätze weiterentwickeln statt sie jetzt wieder im Keim zu ersticken. Wo immer Betten in Kliniken nicht belegt werden können, ist zu überlegen, inwieweit diese in Kurzzeitpflegeplätze umgewidmet werden können. Das, was die Bundesregierung hier vorgibt, ist wieder einmal eine verpasste Chance!“