Bundesregierung verpennt das Problem Schlafmangel
Aufgrund von Schlafmangel entstehen Fehleinschätzungen, das ist wissenschaftlich erwiesen. Es werden falsche oder schlechte Entscheidungen getroffen, Unfälle im Haushalt und Straßenverkehr sind ebenfalls auf Schlafmangel zurückzuführen. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und mithin ein Thema, das die Bundesregierung anpacken muss. Aber sie will es offensichtlich nicht.
Sie hat keine Ahnung, keine aktuellen Zahlen und kein Interesse daran, das Thema anzupacken. Es wirkt nahezu grotesk, dass die Regierung eingesteht, dass das Problem massiv ist (nach der DEGS von 2008 bis 2011 “hatte etwa ein Drittel der erwachsenen Befragten während der letzten vier Wochen potenziell klinisch relevante Ein- und Durchschlafstörungen…”), im Bereich der Versorgungsforschung für den Bereich Schlafmangel allerdings gerade mal 1,67 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in den vergangenen zehn Jahren zur Verfügung gestellt wurden. Das heißt nicht jährlich, sondern insgesamt! Noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wenn von der Bundesregierung selbst ein Klima gefördert wird, das den Schlaf als Gesundheitsfaktor nicht ernst nimmt, dann hat das gravierende gesellschaftliche Folgen. Der Staat missachtet so, dass er die Rahmenbedingungen zur freien und gesunden Entfaltung eines jeden Einzelnen schaffen und erhalten muss. Es gilt für Arbeitgeber wie die Bundesministerien eben nicht nur, dass sie rechtliche Rahmenbedingungen umsetzen, sondern aktiv die Gesundheit fördern. Die Privatwirtschaft ist da oft schon wesentlich weiter, weil sie um die Bedeutung des Schlafs für die Leistungsfähigkeit weiß. Es nimmt da teilweise nicht Wunder, welch eigenartige Gesetzesentwürfe in den Ministerien entstehen.
Von der Bundesregierung sollte auch der Anstoß kommen, sich für eine flächendeckende schlafmedizinische Versorgung einzusetzen und wir müssen auf politischer Ebene endlich Verantwortung übernehmen und zu Vorbildern werden. Schluss mit Verhandlungen bis tief in die Nacht, bei denen die Ergebnisse egal sind und nur darauf geachtet wird, wer als Sieger aus dem Schlafentzugsduell hervorgeht. Schluss mit dem Ammenmärchen, dass Schlaf eine Willensfrage ist. Schluss mit der Ahnungslosigkeit zur Bedeutung des Schlafs für die gesundheitliche Entwicklung.