Prof. Dr. Andrew Ullmann

Ärztemangel ist ein Märchen

Es gibt in Deutschland so viele Ärztinnen und Ärzte wie nie zuvor. Dennoch wird überall vom Ärztemangel gesprochen und es werden mehr Studienplätze gefordert. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage von Andrew Ullmann zum „Ärztinnenatlas - Wie ist es zahlenmäßig um die Ärzteschaft bestellt?“ zeigt aus Ullmanns Sicht einen anderen Sachverhalt: „Der Ärztemangel ist ein Märchen. Heute haben wir so viele berufstätige Ärztinnen und Ärzte wie nie zuvor. Es sind 140.000 mehr als noch im Jahr 1992 und die Zahl steigt stetig. Die Zahlen zeigen aber auch eine Fehlalllokation im Bereich der ärztlichen Versorgung.“

„Die Antworten der Bundesregierung bestätigt: Der Ärztemangel ist ein Märchen. Heute haben wir so viele berufstätige Ärztinnen und Ärzte wie nie zuvor. Es sind 140.000 mehr als noch im Jahr 1992 und die Zahl steigt stetig. 

Die Zahlen zeigen aber auch eine Fehlalllokation im Bereich der ärztlichen Versorgung. So haben wir seit Jahren einen besonders großen Anstieg von Ärztinnen und Ärzten in den Krankenhäusern. Das betrifft auch die Zahl der ärztlichen Vollzeitkräfte pro Krankenhausbett. Dabei haben wir im Vergleich zu anderen Staaten zu viele Krankenhausbetten in zu vielen kleinen Krankenhäusern. Viele Krankenhausfälle sind vermeidbar – das bestätigt auch die Bundesregierung. Wir könnten und sollten also viel mehr ambulant machen. Im Vergleich dazu gibt es im ländlichen Bereich zum Teil erhebliche Probleme Ärztinnen und Ärzte für die Praxen zu gewinnen. Der heutige Zustand ist für mich nur mit der Krankenhausversorgungsstruktur und Krankenhausfinanzierung erklärlich, die aus meiner Sicht endlich eine grundlegende Reform erfahren muss. 

Die Ärzteschaft wird weiblicher und der Anteil von Ärztinnen und Ärzten in Anstellung nimmt immer weiter zu - nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren. Damit verändert sich die ärztliche Arbeitswelt. Statt sich selbst auszubeuten versuchen gerade junge Ärztinnen und Ärzte Arbeit und Privatleben, Beruf und Familie optimal zusammenzubringen. Darauf muss sich die Politik einstellen. Gerade Kommunen in den ländlichen Bereichen aber auch die Landesregierungen sollten diese Lebensrealität zur Kenntnis nehmen, wenn sie Ärztinnen und Ärzte für die Fläche gewinnen wollen. Wir brauchen nicht mehr Studienplätze. Die Länder sollten das Geld besser in die Attraktivität der ländlichen Regionen stecken, beispielsweise in die Kinderbetreuung und öffentliche Infrastruktur. Dann werden sich auch junge Ärztinnen und Ärzte dort wieder niederlassen.“